Wenn du schon einmal ein Baby auf der Neugeborenen-Intensivstation hattest oder den herzzerreißenden Verlust eines Kindes oder mehrerer Kinder aufgrund einer Frühgeburt oder einer Erkrankung erlebt hast, machst du dir vielleicht Gedanken über die Zukunft und darüber, was auf dich zukommt, wenn du dich entscheidest, ein weiteres Kind zu bekommen. Es ist ganz natürlich, dass du über deine Erfahrungen während der Zeit auf der Neugeborenenstation nachdenkst, und es ist verständlich, dass du dir Sorgen machst, ob du eine ähnliche Situation noch einmal erleben könntest.
Diese Gefühle sind vielen Eltern bekannt, und es ist wichtig anzuerkennen, dass jede Schwangerschaft einzigartig ist.
Um das Risiko einer Frühgeburt zu senken, ist es ratsam, mindestens 18 Monate zu warten, bevor du wieder schwanger wirst. In dieser Zeit kann sich dein Körper vollständig von einer Schwangerschaft erholen und sich auf die nächste vorbereiten. Die Verwendung von Verhütungsmitteln wie einer Spirale (Intrauterinpessar (IUP)⍰) oder eines Implantats kann helfen, eine Schwangerschaft während dieser Erholungsphase zu verhindern. Spiralen sowie Implantate sind hochwirksam und erfordern nur minimale Betreuung, d.h. wenn du einmal eine Spirale hast, funktioniert sie ohne zusätzlichen Aufwand für dich. Das ist besonders wichtig, denn wenn du schon einmal eine Frühgeburt hattest, besteht ein Risiko von 1 zu 4, erneut eine Frühgeburt zu erleben.
Wenn du derzeit schwanger bist, sprich mit deinem Arzt oder deiner Ärztin darüber, ob du dir gleich nach der Geburt eine Spirale oder ein Implantat einsetzen lassen solltest. Wenn dies nicht sofort nach der Geburt geschieht, kannst du es bei der Untersuchung nach der Geburt besprechen, die in der Regel etwa sechs Wochen nach der Entbindung stattfindet.
Sprechen mit einer Person einer Beratungsstelle/einem Spezialisten oder einer Spezialistin
Wenn du Fragen und Sorgen hast, wie du nach einem Verlust oder einem schwierigen Schwangerschaftsverlauf wieder schwanger werden kannst, kannst du z. B. deinen Hausarzt oder deine Hausärztin bitten, dich an eine Beratungsstelle oder einen Spezialisten oder eine Spezialistin zu überweisen. Die Überweisung an eine Fachperson ist deine Chance, so viele Informationen wie möglich über deine frühere Schwangerschaft und deinen aktuellen Gesundheitszustand zu sammeln, um deinen Wunsch nach einer gesunden Schwangerschaft und einem gesunden Baby zu erfüllen. Wenn du dir vor dem Termin Fragen aufschreibst, kannst du dich besser vorbereitet fühlen. Du solltest dir überlegen, ob du eine Person mitnehmen möchtest, die sich Notizen macht, damit du dich auf das Gespräch konzentrieren kannst.
Hier sind einige Fragen, die du vielleicht stellen möchtest:
Gibt es Behandlungen, um das Risiko einer weiteren Frühgeburt oder einer gesundheitlichen Beeinträchtigung des Babys zu verringern?
Was passiert, wenn meine nächste Schwangerschaft als risikoreich eingestuft wird?
Einige Frauen, die bereits ein Kind auf der Neugeborenen-Intensivstation hatten, haben ein erhöhtes Risiko für eine weitere Risikoschwangerschaft⍰. Eine Mehrlingsschwangerschaft oder Erkrankungen wie eine Präeklampsie⍰ oder Schwangerschaftsdiabetes⍰ können zu diesem Risiko beitragen. Welches medizinische Fachpersonal bei deiner nächsten Schwangerschaft einbezogen sein wird, hängt von deiner Krankengeschichte und der Neugeborenenstation ab. Bei deinem ersten Termin wird dein Arzt oder deine Ärztin möglicherweise empfehlen, dass deine Schwangerschaft von einem Arzt oder einer Ärztin mit Spezialisierung und nicht von einer Hebamme betreut wird. Das bedeutet, dass ein Facharzt, eine Fachärztin oder ein ärztliches Fachteam deine Betreuung übernimmt, möglicherweise zusammen mit einer Hebamme. Oft wird auch empfohlen, die Schwangerschaftsbetreuung in einem Perinatalzentrum durchzuführen.
Dein Behandlungsteam steht dir zur Verfügung, um alle Fragen zu beantworten und sicherzustellen, dass:
Eine Frühgeburt und den Aufenthalt deines Babys oder deiner Babys auf der Neugeborenen-Intensivstation erlebt zu haben, kann deine emotionale Verfassung und die deines Partners oder anderer Familienmitglieder während einer weiteren Schwangerschaft stark beeinflussen. Sei achtsam mit dir und den anderen. Es ist ganz natürlich, dass du dir Sorgen machst und ein ungutes Gefühl bezüglich des Verlaufs deiner Schwangerschaft hast. Dieses Gefühl wird sich wahrscheinlich auf die Menschen in deinem Umfeld übertragen, einschließlich deiner anderen Kinder, Großeltern oder anderer enger Vertrauten aus Freundeskreis und Familie.
Eltern, die einen Aufenthalt in der Neugeborenenstation durchlaufen haben, erleben oft Veränderungen in ihrer psychischen Gesundheit. Manche haben mit erhöhter Angst⍰, posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS)⍰ oder postnataler Depression (PND)⍰ zu kämpfen. In einer Umfrage, an der fast 600 Eltern in Großbritannien teilnahmen, berichteten 80 % von einer Verschlechterung ihres psychischen Wohlbefindens nach der Zeit auf der Neugeborenenstation.
Eine Beratung könnte für dich und/oder deinen Partner von Vorteil sein. Die Forschung zeigt, dass psychische Probleme durch eine Therapie häufig abnehmen. Es ist oft hilfreich, eine unvoreingenommene dritte Person zu haben, die dir hilft, deine Erfahrungen zu verarbeiten, dich in deinem neuen Alltag zurechtzufinden und mit Spannungen oder Konflikten umzugehen, die in deiner Partnerschaft aufgrund des Stresses entstehen. Es ist normal, dass Elternteile unterschiedlich auf ein Trauma reagieren und in dieser Zeit des Stresses verschiedene Dinge brauchen.
Wenn du den Verlust eines Babys oder den Verlust von Mehrlingen erlebt hast, kann es für dich und deinen Partner einige Zeit dauern, bis ihr euch mit dem Gedanken an ein weiteres Kind auseinandersetzt. Viele entscheiden sich vielleicht dafür, überhaupt keine weitere Schwangerschaft anzustreben. Es ist wichtig zu erkennen, dass es keine richtige oder falsche Entscheidung gibt, und du solltest nur das in Betracht ziehen, was sich für dich am besten anfühlt.
Der Verlust von Mehrlingen
Der Verlust eines Babys ist eine herzzereißende Erfahrung, die nur wenige wirklich verstehen können. Aufgrund der erhöhten medizinischen Risiken, die mit Mehrlingen verbunden sind, müssen viele Eltern den schmerzlichen Verlust eines oder mehrerer ihrer Babys aufgrund verschiedener Faktoren hinnehmen. Je nach Ursache können diese Verluste gleichzeitig oder zu unterschiedlichen Zeitpunkten eintreten. Der Verlust von mehreren Kindern innerhalb von Stunden, Tagen, Wochen oder Monaten ist erschütternd.
Selbst wenn die Mehrlinge ein ungeplanter Familienzuwachs waren, wünschen sich viele Eltern eine weitere Schwangerschaft und erweitern ihre Familie, sobald sie emotional und körperlich dazu bereit sind. Diejenigen, die sich einer Fruchtbarkeitsbehandlung unterzogen haben, haben oft Angst vor einer erneuten Mehrlingsschwangerschaft oder vor Problemen bei der Empfängnis. Ein neues Baby nach einer Schwangerschaft voller Ängste zu begrüßen, kann eine freudige Erfahrung sein, die ein Gefühl der Ausgeglichenheit in die Elternschaft bringt.
Mit einem hoffnungsvollen Blick nach vorne gehen
Auch wenn die Wissenschaft noch keinen Weg gefunden hat, um zu verhindern, dass Babys zu früh oder mit besonderen gesundheitlichen Bedürfnissen geboren werden, hat sich die Forschung darauf konzentriert, die Risiken von Frühgeburten und medizinischen Komplikationen bei Babys zu finden und zu verringern.
Jüngste Fortschritte haben die Möglichkeiten der Ärztinnen und Ärzte verbessert, Frauen mit Frühgeburtsrisiko zu erkennen. Die Ultraschalluntersuchung⍰ des Gebärmutterhalses hat sich als äußerst effektiv erwiesen, um frühe Anzeichen von Frühgeburten⍰ zu erkennen. Sie ist bereits ab der 16. Schwangerschaftswoche möglich. Darüber hinaus bieten Untersuchungen, die das Blut und die Vaginalflüssigkeit der Mutter analysieren, einen weiteren Einblick in die genauere Vorhersage des Risikos.
Progesteronzäpfchen⍰, die zwischen der 16. und 37. Schwangerschaftswoche⍰ nachts in die Vagina eingeführt werden, können Frühgeburten verhindern, vor allem bei Müttern mit Frühgeburten in der Vergangenheit. Diese Behandlung wird Frauen mit einer vorherigen Frühgeburt und/oder einem per Ultraschall festgestellten kurzen Gebärmutterhals (Muttermund)⍰ dringend empfohlen. Auch die Cerclage, ein Verfahren, bei dem der Gebärmutterhals genäht wird, wird seit langem eingesetzt, um Frühgeburten bei Frauen mit einer Vorgeschichte von Frühgeburten vorzubeugen.
Dein medizinischen Fachteam steht bereit, um dich zu behandeln, zu beraten und zu unterstützen, wenn du dir Sorgen um eine zukünftige Schwangerschaft machst.
Das Wissen um die Risiken einer Frühgeburt und die Möglichkeiten, sie zu verhindern, kann dazu beitragen, dass du dir weniger Sorgen machst, wenn du dich entscheidest, wieder schwanger zu werden.