Auch Babys, die als Neugeborene zur Welt kommen, aber gesundheitliche Komplikationen haben, wie z. B. eine Operation oder Schluckbeschwerden, können Schwierigkeiten haben, zu stillen. Ebenso können Babys mit Atmungs- oder Herzproblemen Schwierigkeiten beim Stillen haben. Manchmal brauchen sie parenterale Ernährung (PN) oder Sondenernährung, bis sie bereit sind, gestillt oder mit der Flasche gefüttert zu werden.
Was ist parenterale Ernährung (PE)
Parenterale Ernährung (PE) ist eine flüssige Form der Ernährung, die über eine Vene direkt in den Blutkreislauf deines Babys verabreicht wird. Diese Lösung enthält wichtige Nährstoffe wie Vitamine, Mineralien, Kohlenhydrate, Proteine und Fette.
Wie funktioniert PE?
PE liefert lebenswichtige Nährstoffe, um das Wachstum deines Babys zu unterstützen. Mit einer Infusionspumpe⍰ wird die Nahrung kontinuierlich in den Blutkreislauf deines Babys geleitet. Bei Neugeborenen wird zu diesem Zweck in den ersten Tagen oftmals die Vene in der Nabelschnur⍰ verwendet.
Ein Arzt oder eine Ärztin mit Erfahrung bei der Anlage von Nabelkathetern⍰ bei Neugeborenen führt einen kleinen Schlauch (Katheter) in die Nabelschnur deines Babys ein. Die Nahrung fließt durch diesen kleinen Schlauch direkt in den Blutkreislauf. Wenn PE über einen längeren Zeitraum benötigt wird, kann auch ein anderer Schlauch (PICC-Katheter (engl. peripherally inserted central venous catheter, dt. peripher eingeführter zentralvenöser Katheter)⍰) in eine zentrale Vene deines Babys gelegt werden, normalerweise über eine Vene an den Armen oder Beinen. Anfänglich kann PE die Hauptnahrungsquelle deines Babys sein.
Warum braucht mein Baby PE?
Frühgeborene und kranke Babys benötigen möglicherweise PE, weil ihr unreifes Verdauungssystem Zeit braucht, um sich weiterzuentwickeln, bevor sie regelmäßige Milchnahrungen vertragen können. PE stellt sicher, dass sie wichtige Nährstoffe erhalten, um ihr Wachstum zu unterstützen, während sie allmählich an die Milchfütterung gewöhnt werden.
PE ist ein wichtiger Teil der Neugeborenen-Versorgung und entscheidend für das Wachstum und den Energiehaushalt deines Babys. Während dein Baby PE erhält, kann das weitere Abpumpen von Muttermilch helfen, dein Baby auf den Übergang zur Milchfütterung vorzubereiten.
Wann wird mein Baby keine PE mehr brauchen?
Wenn dein Baby reifer wird, wird die Sondenernährung eingeführt, um Milch (Muttermilch, gespendete Frauenmilch oder Säuglingsnahrung⍰) über eine durch die Nase oder den Mund eingeführte Sonde direkt in den Magen deines Babys zu geben. Milchfütterung wird mit der Umstellung auf die Sondenernährung schrittweise die PE ersetzen. Die Dauer der PE ist variiert: Manche Babys brauchen sie nur für ein paar Tage, andere brauchen sie länger.
Was ist Sondenernährung?
Bei der Sondenernährung wird die eigene Muttermilch, gespendete Frauenmilch oder Säuglingsnahrung⍰ durch einen dünnen Schlauch in die Nase oder den Mund deines Babys eingeführt und in den Magen geleitet. Es gibt zwei Hauptarten der Sondenernährung:
Warum braucht mein Baby Sondenernährung?
Sondenernährung ist oft für frühgeborene und kranke Babys notwendig, die zu klein oder zu krank sind, um anfangs gestillt oder mit der Flasche ernährt zu werden. Diese Babys haben nur geringe Energie- und Nährstoffspeicher. Deshalb ist es wichtig, dass sie kleine und häufige Mahlzeiten erhalten, damit sie mit Nährstoffen für ihr Wachstum und ihre Entwicklung versorgt werden, während sie heranreifen und stark genug werden, um selbst Milch zu trinken.
Bei Frühgeborenen ist die für eine effektive Nahrungsaufnahme erforderliche Koordination – Saugen, Schlucken und Atmen – in der Regel erst nach etwa 32 bis 34 Schwangerschaftswochen⍰ voll entwickelt. Bei kranken reifen Neugeborenen kann es auch länger dauern, bis die Nahrungsaufnahme koordiniert ist. Die Sondenernährung stellt sicher, dass dein Baby ausreichend Nahrung für sein Wachstum und seine Entwicklung erhält.
Kann ich mich an der Pflege meines Babys beteiligen, wenn es über eine Sonde ernährt wird?
Ja, das kannst du! Das Personal der Neugeborenenstation ermutigt die Eltern, sich so weit wie möglich an der Pflege ihres Babys zu beteiligen. Wenn du willst, kann man dich dazu anleiten, wie du Sondennahrung gibst. Das Personal wird dir den Vorgang genau erklären und dir zeigen, wie es geht:
Auch wenn du dich anfangs unsicher fühlst, wirst du unter Anleitung und mit etwas Übung immer sicherer werden. Die langsame Verabreichung von Milch unterstützt die Verdauung deines Babys.
Wenn es deinem Baby gut genug geht, um den Inkubator⍰ zu verlassen, kannst du während der Sondenernährung auch Haut-an-Haut-Kontakt haben. Diese Vorgehensweise bietet viele Vorteile für dich und dein Baby, denn sie fördert die Nähe und den körperlichen Kontakt und stärkt dein Selbstvertrauen bei der Pflege deines Babys.
Wann kann mein Baby die Sondenernährung beenden?
Mit der Zeit bemerkst du bei deinem Baby während der Sondenernährung vielleicht Signale zum Füttern, wie Mundbewegungen oder Gesten zum Saugen. Das ist ein Hinweis, dass dein Baby bereit ist, das Stillen oder Füttern mit der Flasche auszuprobieren.
Wenn du vorhast zu stillen und es deinem Baby gut genug geht, um den Inkubator zu verlassen, kann es hilfreich sein, wenn du ihm oder ihr während der Sondenfütterung die Möglichkeit gibst, in der Nähe der Brust zu sein, um das Stillen weiterhin zu üben. Je interessierter und reifer dein Baby wird, desto mehr Anzeichen kann es zeigen, dass es Milch oral aufnehmen möchte. Je nach Energielevel und Fütterungskoordination wird das Baby nach und nach weniger Sondennahrung benötigen, wenn es besser an der Brust trinkt oder mit der Flasche ernährt wird.
Manche Eltern machen sich Sorgen über den Übergang von der Sondenernährung zum Stillen, weil es schwierig ist, die Milchaufnahme zu messen. Dein Baby wird jedoch Anzeichen für eine ausreichende Milchaufnahme zeigen, wie z. B. Fütterungsanzeichen und nasse Windeln. Das Versorgungsteam der Neugeborenen-Intensivstation wird die Nahrungsaufnahme deines Babys überwachen und bei Bedarf zusätzliche Nahrung geben. Wenn du Bedenken hast, besprich sie mit einem oder einer Mitarbeitenden deiner Station.